Erschienen in:
Deutschlands größtes Naturreise-Magazin
10 Seiten | Text & Fotos
Longshan Temple
Rauch beißt in meinen Augen. Er zieht herüber aus den riesigen Pfannen und Brennöfen, in denen Weihrauchstäbchen und Papieropfergaben glimmen. Und er spielt eine zentrale Rolle in religiösen Ritualen, die hier, im 1738 gegründeten Longshan-Tempel, täglich von Tausenden Gläubigen praktiziert werden. Der aufsteigende Rauch symbolisiert den Transport der Bitten und Wünsche an die Götter in den Himmel. Er dient auch der spirituellen Reinigung und soll vor bösen Geistern schützen. Zudem ist das Verbrennen der Opfergaben ein Akt der Ehrerbietung und des Respekts gegenüber Göttern und Ahnen und zeigt Hingabe und Dankbarkeit.
Der Longshan-Tempel ist nicht nur Taipehs ältester Tempel, sondern dient den Bewohnern des Stadtviertels Manka als sozialer Treffpunkt. Der Tempel ist voll von Bronzestatuen, Schnitzereien und Steinbildhauereien. Neben der barmherzigen buddhistischen Göttin Guanyin werden hier noch viele andere Gottheiten verehrt, so z. B. die taoistische Göttin des Meeres Mazu, der Gott des Krieges Guan Yu sowie Schutzgeister chinesischer Volksreligionen.
Als die Nacht heranbrach, begann Guanyin ein gleißendes Licht auszustrahlen
Unsere Führerin Alex erzählt von der Entstehungslegende des Tempels: „Es heißt, chinesische Einwanderer aus der Stadt Jinjiang in der Provinz Fujian führten eine Guanyin-Statue oder ein Amluett mit, damit diese ihnen Schutz auf ihrer Reise bot und für ein gutes Leben in der neuen Heimat sorgen sollte. Als sie hier ankamen und die Nacht heranbrach, begann Guanyin ein gleißendes Licht auszustrahlen. Die Menschen entdeckten schnell, dass Guanyin auch Wünsche zu erfüllen vermochte. Und so errichteten sie innerhalb von zwei Jahren an dieser Stelle einen Tempel.“
Dann beobachte ich, wie Besucher etwas in ihre geschlossenen Hände murmeln und gleich darauf zwei halbmondförmige Holzteilchen auf den Boden fallen zu lassen.
Einer der Hauptaltäre des Longshan-Tempels in Taipeh.
Alex lächelt und sagt: „Das ist die sogenannte ‚Poe Divination‘. Je nachdem, in welcher Position die beiden Teile, Jiaobei genannt, auf den Boden fallen, drückt dies eine Antwort der Götter auf eine zuvor gestellte Frage aus. In der Regel stellt man eine Ja-Nein-Frage. Die Liegeposition der Jiaobei antworten dann mit Ja, Nein oder ,Die Frage ist nicht relevant‘. Wenn die Teile wackeln, heißt das ‚die Götter lachen‘. Je nach Frage darf man übrigens mehrfach werfen.“
Ja ja, die Hoffnung stirbt auch hier zuletzt, denke ich. Während ich dies gerade noch zu Ende denke, fügt Alex noch weiter an, mit einem Fingerzeig auf einen Schrank mit vielen kleinen Schublädchen: „Wenn aber ein Gläubiger eine ausgefeiltere Antwort als ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ benötigt, zieht er in einer Art Losverfahren einen nummerierten Stab. Der wiederum leitet ihn zu einer von insgesamt 100 Schubladen. In jeder Schublade liegt ein spezieller Zettel mit weiteren, meist symbolischen Hinweisen auf die Antwort.“
Blumen, Früchte und Opfergaben dekorieren den Altar
Gleich darauf lenkt mich einer der prächtigen Altäre des Tempels ab. Der Blick wandert über wunderschöne wie prunkvoll verzierte Decken und Wände, geschmückt mit aufwendigen Schnitzereien und goldenen Ornamenten. Im Zentrum thront ein Hauptaltar mit vielen buddhistischen Statuen, darunter auch eine zentrale, die Göttin Guanyin darstellend. Blumen, Früchte und Opfergaben dekorieren den Altar. Traditionelle chinesischen Schriftzeichen schmücken die Säulen. Mit offenem Mund bestaune ich auch die kunstvollen, symmetrischen Deckenmuster.
Der Elephant Mountain erlaubt einen umfassenden wie beliebten Blick auf die am frühen Abend beleuchtete Stadt.
Elephant Mountain und Taipei 101
Wenn man Taipei inklusive Umgebung betrachtet, dann scheint es so, als wolle sich der tiefgrüne feuchte Dschungel drumherum der Stadt bemächtigen. Annette und ich erklimmen einen Ausläufer, den im Stadtgebiet befindlichen, 183 Meter hohen Elephant Mountain, einer der bedeutsamen vier Hügel von Taipei, zusammen ‚Four Beast Mountains‘ nach den Tieren Elefant, Leopard, Löwe und Tiger benannt.
Bei fast höchstmöglicher Luftfeuchtigkeit, abwesender Brise und dichtem Baum- und Blätterwerk hoffen wir, einen Blick auf Taipei zu erhaschen, bevor die Nacht die Sonne verschluckt. Nach etwa 350 Stufen erreichen wir eine der wenigen Aussichtsplattformen. Selfie- und Panorama-Künstler belegen bereits die vorderen Geländerplätze mit Blick auf die Skyline.
Nach wenigen Minuten und Fotos hasten wir die stirnlampenbeleuchteten Treppenstufen wieder herab, wir wollen zur gebuchten Zeit den Fahrstuhl im ‚Taipei 101‘, dem höchsten Gebäude der Stadt, ergattern.
Bei Erdbeben und Stürmen reduziert diese die Schwingungen des Gebäudes
Bis 2007, bevor ihn Dubais Burj Khalifa ablöste, war der Taipei 101 mit 508 Metern höchster Wolkenkratzer der Welt, heute noch fünfhöchster. Der Fahrstuhl transportiert die Besucher in nullkommanichts auf das innere Aussichtsdeck im 89. Stock. Neben dem 360-Grad-Blick auf das nächtliche Taipei lohnt sich unbedingt ein Blick in die Innereien des Gebäudes. Sehenswert ist die 660 Tonnen schwere Pendelkugel „Damper Swing“. Bei Erdbeben und Stürmen reduziert diese die Schwingungen des Gebäudes, was Taipei 101 zu einem der sichersten Hochhäuser weltweit macht.
Den 18 Köchen und Küchenhilfen des Din Tai Fung Restaurants kann man bei der Zubereitung ihrer berühmten Xiaolongbaos, gefüllten Teigtaschen, zusehen.
Din Tai Fung 101
Wieder unten angekommen, folgen wir Alex in eines der unzähligen, von außen auswechselbar erscheinenden Shoppingmall-Restaurants. Innen angekommen, am letzten freien Tisch, muss ich erst einmal alles in Ruhe erfassen: Da summen Roboter mit leeren Tellern an uns vorbei, weiter hinten, in der vollständig verglasten und komplett einsehbaren Küche, ein Theater mit ausnahmslos in weiß verhüllten Zubereitungsakrobaten, die sich zu einem seltsamen Ritual, halb Tanz, halb wiederkehrende, ausufernde Bewegungen, zusammengefunden haben, um die berühmten ‚Xiaolongbao‘ des Restaurants Din Tai Fung zu kreieren: kleine, gedämpfte Teigtaschen mit einem Durchmesser von 3 bis 4 Zentimetern.
Da summen Roboter mit leeren Tellern an uns vorbei
Diese Köstlichkeiten haben hauchdünne Teighüllen, präzise mindestens vierzehn, maximal achtzehn Male gefaltet, um die zarten Füllungen zu umschließen. Die Kunst besteht darin, den Teig so dünn zu machen, dass er zart ist, aber stark genug, um die heiße Brühe zu halten. Letztere entsteht durch Zugabe gekühlter Fleisch-Gelatine bei der Befüllung, die bei der Garung schmilzt.
Dann nimmt aromatische Brühe ihre Ladung auf: Rind-, Schweine- oder Lammfleisch, Meeresfrüchte, rote Bohnenpaste aus Adzukibohnen oder Gemüse wie Pak Choi, Kailan, Chinakohl, Jiucai, Mungbohnensprossen, Bambussprossen oder Shiitake-Pilze. Jede Teigtasche wird dann in einen Bambuskorb gebettet und gedämpft, bis sie gar ist. Serviert wird das Ganze so frisch und heiß wie möglich.
Zum Verzehr entnehmen wir einen Xiaolongbao vorsichtig mit einem Chopstick, tunken es in Ingwerjulienne, Sojasoße oder Essig, beißen ein kleines Loch hinein, um dann zunächst die Brühe zu schlürfen, bevor wir das Innere genießen: Pikant eingelegte Gurke, gedünstetes Garnelen, Schweinefleisch Shao Mai, gebratenen Kohl und Wasserspinat und zum Dessert Rote Bohne-Xiaolongbao und gebratene Süßkartoffelblätter.
Annette schaut auf das 92 Grad heiße Wasser der Beitou Thermalquelle in Taipeh, Taiwan.
Der dampfende See Beitou
Heute klingt Alex besonders überzeugt: „Dieses Quellwasser stärkt Euer Immunsystem, verschönern die Haut und ist besonders gut für Muskeln und Knochen!“ Sie taucht ihre Hand in eines der vielen Becken mit abgekühltem, grünlich schimmerndem, schwefelhaltigem Quellwasser nahe des Beitou. Alex fügt dann gesichtwaschend und lachend hinzu: „Ahhh, das ist ein Segen der Natur! Damals dachten die Einheimischen, dass Geister und Dämonen das Gebiet hier heimsuchen. Und dass eine Hexe das Areal mit Hilfe ihrer magischen Kräfte schützt. Sie soll dann Bergnebel und Rauch in einen unsichtbaren Schutzwall und das Wasser in eine heilende Quelle verwandelt haben.“
Wir erblicken die 92 Grad heiße Tunke
Wir nähern uns dem Beitou-See, der von dichten Dampfschwaden umhüllt ist. Erst ein paar Meter vor seinem Ufer lichten sich die Wolken und wir können die 92 Grad heiße Tunke erblicken.“ Dies scheint eine der wenigen Stellen unseres Planeten zu sein, die einen zeitmaschinenhaften Einblick in eine Vorwelt erlauben, wie sie vor Millionen von Jahren ausgesehen haben mag.
Wir studieren die Instruktionen einer Informationstafel: „Wandere um den See mit wechselnden Höhen, tauche ein in die wunderschöne üppige Landschaft aus Bergen, Wasser, Nebeln und Quellen. Entfliehe für eine Weile dem Trubel des modernen Lebens und genieße die stille Heiterkeit, gesegnet durch natürliche Energie. Lass die Unruhe des Geistes und des Körpers wie Rauchwolken schmelzen.“ Na, dann machen wir das doch!
‚Ich seh‘ Dich!‘ scheint diese Raupe des Theretra pallicosta Schmetterlings zu sagen.
So schreiten wir weiter entlang des Dampfgewässers, bewundern die großen Elefantenohr-Pfeilblätter und die Papiermaulbeerbäume, die hier Wuchshöhen von bis zu 20 Metern erreichten können und deren kugeligen weiblichen Scheinblüten feuerwehrrot aus dem Grün hervorleuchten. Auf einem Blatt pausiert eine Raupe des Rosenmyrten-Lappenspinners.
Hokutolith ist ein seltenes Mineral, welches radioaktive Radiumelemente enthält
Eine weitere Schautafel belehrt, dass im See das seltene Mineral Hokutolith vorkommt. Es ist das einzige Mineral unter den mehr als 4.000 natürlich vorkommenden Mineralien der Welt, das nach einem taiwanesischen Ort benannt ist, wobei Hokuto der japanische Name für Beitou ist. Hokutolith ist ein seltenes Mineral, welches radioaktive Radiumelemente enthält und das nur hier sowie in einer japanischen Heilquelle gefunden wird. Ein Teil der vom japanischen Entdecker Okamoto Yohachiro gesammelten Menge ist im National Taiwan Museum als Nationalschatz verwahrt.
Ausgangspunkt unserer Wanderung durch die Taroko-Schlucht.
Ein Tunnel mit neun Windungen
Zweieinhalb Autostunden entfernt von Taipei parkt Cheng den Van oberhalb eines stark rauschenden Flusses. „Zeit, dass wir uns etwas die Füße vertreten,“, ruft Alex beschwingt, „das lohnt sich, ich versprech’s.“ Einem Schild entnehme ich, das hier der ‚Tunnel of Nine Turns‘ beginnt und ein paar Kilometer entlang einer beeindruckend tief eingeschnittenen Schlucht führt.
Der gewundene Lauf des Liwu-Flusses schuf hier eine wilde Schlucht mit vielen Kurven. Und jene Passage mit den neun Windungen sei bekannt für ihre engen Kurven und die komplexen, von der Natur geformten Felswandmuster. Na dann.
Was für eine ungezähmte Naturschönheit!
Annette und ich stapfen los, das Haupt mit gelbem Helm geschützt, denn hier ist jederzeit mit herabfallenden Steinen zu rechnen. Schon nach wenigen Metern blicken wir auf den unter uns zischenden türkisblauen Liwu-Fluss. Dann strecken wir die Köpfe hoch über mehrere Hundert Meter hohe, steile und bewachsene Felswände, die grau, dunkelblau und sandsteinfarben schimmern. Was für eine ungezähmte Naturschönheit!
Nach jeder weiteren Wegbiegung bieten sich neue, faszinierende Blicke auf geologische Formationen und glatte Marmorwände, die der Liwu-Fluss im Laufe von Millionen Jahren aus weichem Gestein herauserodierte. Aufgrund ihrer geringen Breite und enormen Tiefe ist der Himmel von unten nur sehr eingeschränkt einzusehen, weswegen im Chinesischen die Schlucht auch als ‚Faden des Himmels‘ bezeichnet wird.
Atemberaubend ist auch der Respekt, der einem auf dieser nicht schwindelfreien abgefordert wird: Annette auf der alten, sehr schmalen Zhuilu Handelsroute, von der aus man viele Hundert Meter auf den Liwu Fluss hinunterblickt.
Wandern am Abgrund
Adrenalinstoß! Gerade sind Annette und ich aus dem lichten Wäldchen herausgetreten, nun blicken wir das erste Mal auf den wohl spektakulärsten Teil der alten Zhuilu Handelsroute: Die berüchtigte Zhuilu Klippe. Vor uns verschmälert sich der Weg auf etwa 60 cm Breite. Rechts eine vertikal aufragende Marmorwand, links ein jäh abfallender Abgrund, zwischen 500 und 700 Meter tief, ohne Geländer! Auf was haben wir uns hier nur eingelassen?
Zwei Stunden zuvor starteten wir an der ersten Hängebrücke und nahmen schwungvoll den ersten Teil des steilen Pfades, einen breiten Treppenpfad.
Dort fand ich einen meiner Lieblingsorte Taiwans
Wir pausierten an überwachsenen Fundamenten der einstigen Siedlung Badagang, die den Japanern während der Kolonialzeit als Stützpunkt diente. Dort, auf einer Wildwiese, fand ich einen meiner Lieblingsorte Taiwans. Hier summte, schwirrte und piepste es so biodivers, wie ich es sonst nirgendwo anders in Taiwan erlebte. Fotos von Schmetterlingen der Art Papilio Paris Hermosanus, der Gewöhnlichen Rose (Pachliopta aristolochiae) und solche vom Nachtfalter Junonia lemonias mit seinen zahlreichen orangefarbenen Augenflecken landen nun auf der Speicherkarte meiner Kamera.
Hinter der Badagang Hängebrücke steigt der Weg serpentinenartig an. Dann hören wir ein „Chirit-chirit“, gefolgt von „Sri-sisi“. Alex zeigt nach oben und sagt leise: „Da, ein Graukehl-Mennigvogel.“ Wir erspähen den etwa 18 cm langen Burschen dank seines orangefarbenen Federkleids. Was für eine Schönheit! Alex ergänzt: „Hier, im Wald auf einer Höhe von 1.000 bis 2.000 Meter, da fühlt er sich wohl. Dass ist sein natürlicher Lebensraum.“
Taiwan, Taroko Schlucht: Wahrscheinlich der Schmetterling Papilio Paris Hermosanus.
Eine halbe Stunde später schauen wir nun ehrfürchtig auf die vor uns liegende Passage. Alex ermuntert uns: „Stellt Euch vor, Ihr blickt von der Spitze des Taipeh 101 auf die Taroko-Schlucht hinab. Ziemlich genau so ist es jetzt.“ Wir wagen uns voran, den Blick starr auf die zwei Meter Weg vor uns gebannt. Hin und wieder stütze ich mich mit dem rechten Arm an der Felswand ab, während ich links auf den Liwu-Fluss hinunterblicke, an dessen Rand die parkenden Reisebusse wie winzige Legosteinchen wirken.
Ich frage mich, warum sich die Truku, die einstigen Bewohner dieser Region, für diese schwer zugängliche neue Heimat entschieden, als sie sich zwischen 1680 und 1740 hier, von der Region Nantou kommend, in 79 Dörfer entlang der Taroko Schlucht ansiedelten.
Nach knapp über drei Kilometern Schluss
Alex klärt mich auf, dass der Weg ursprünglich Teil eines längeren Gebirgspasses war und dass man entlang diesem etwa zehn Kilometer langen Teilstücks weitere Reste von Siedlungen und Marktposten finden kann.
Bei uns ist nach knapp über drei Kilometern Schluss. Wir müssen kehrt machen, da ein Teil des Folgeweges aufgrund Steinschlags unpassierbar ist. Aber so haben wir auf dem Rückweg noch einmal Gelegenheit, spektakuläre Blicke auf die einzigartige Schlucht mit ihrer breiten Farb- und Texturpalette aus Marmor, Granit und Quarzglimmer zu ergattern.
Irgendwo in den dunklen, mystischen Wäldern Alishans.
Der Finsterwald von Alishan
„Und das hier,“, sagt Alex, auf einen Baum deutend, „ist nicht nur ein Stamm, eine Klasse, eine Ordnung, eine Familie, eine Gattung, eine Art, sondern auch noch ein lebendes Fossil. Er existiert seit über 270 Millionen Jahren und überlebte Dürren, Krankheiten und Eiszeiten: Der Ginkgo-Baum.“
Ginkgo-Bäume, auch bekannt als Fächerblattbäume, schätzt man in Taiwan als Zierbaum in Parks und Tempeln – wegen ihrer charakteristischen, fächerförmigen, und besonders im Herbst leuchtend gelben Blätter. Sie symbolisieren Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit. Ginkgo-Extrakte werden in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet, Taiwanesen schätzen sie aufgrund ihrer Fähigkeit zur Verbesserung von Durchblutung und Gedächtnisleistung.
Einige von ihnen werden verehrt, manche haben sogar den Status ‚heilig‘
In der reichen Waldlandschaft von Alishan, in der es aufgrund der Höhenlage angenehm kühl ist, kommen wir aus dem Staunen kaum heraus. Auch Akazien, Papiermaulbeerbäume, Formosa-Rotzypressen, Taiwan-Zypressen, Taiwanien, Taiwan-Hemlocktannen und Chinesische Kiefern wachsen hier gen Himmel. Einige von ihnen werden verehrt, manche haben sogar den Status ‚heilig‘. Wie zum Beispiel die ‚Tausendjährige Zypresse‘, die ursprünglich als ‚Banzai‘, japanisch für 10.000 Jahre, bekannt war. In dem Baum zugedachten Pavillon Bo’ai kann man verweilen und dabei Inschriften eines Gedichts rezitieren.
Für viele Taiwanesen gelten Bäume als Sitz von Geistern. Die „Pagode des Baumgeistes“ huldigt jene Geister der Bäume, die gestorben oder gefällt wurden
Taiwanien sind hingegen nur schwer zu finden. Aufgrund ihrer imposanten Statur nannten sie die indigenen Rukai ‚Bäume, die gegen den Mond stoßen‘. Die Taiwanesen gaben dem Baum den etwas bescheideneren Beinamen ‚Taiwans Großvater‘.
Tiger, Monster und Vögel entsteigen im Geiste nun dem Unterholz
Und dann wäre da noch der ‚Heilige Baum von Xianglin‘. Er wurde nach Blitzschlagheimsuchung und Fällung seines Vorgängers im Jahre 2007 zum zweiten heiligen Baum von Alishan ernannt, nachdem er offiziell per Wahl dafür auserkoren wurde. Eine Infotafel führt weiter aus: „Der Baum […] setzt seine Begleitung der Besucher auf ihrem Weg durch die Zeit fort, indem er jede Lebensphase der Menschen miterlebt.“
Blick auf das Wolkenmeer von Alishan.
Bäume beflügeln die Fantasie, auch bei Namensgebungen einzelner Exemplare. Dem ‚Elefantenrüsselbaum‘, eigenlich eine Formosa-Rotzypresse, wurde durch den Fraß von Hymenomyceten-Pilzen derart zugesetzt, dass der tote Stamm nun einem Elefantenschädel verblüffend ähnelt, inklusive Auge und Rüssel.
Auch viele andere alte, teilweise mit Moos bedeckten Baumstümpfe und Wurzelsysteme können Vorstellungskräfte entfachen: Tiger, Monster und Vögel entsteigen im Geiste nun dem Unterholz, werden in kleinen Geschichten lebendig – und veredeln unsere Wanderung zu einem Märchenspaß. Noch ganz fantasietrunken kehren wir in der Dämmerung zum Hotel zurück.
Alex mahnt zum raschen Besuch der Dachterrasse. Dort liegt ein gigantisches ‚Wolkenmeer‘ in der weiten Talebene vor uns.Denn die Feuchtigkeit, die weiter unten verdunstet, rieselt mit Luftströmungen die Hänge hinauf, kühlt ab und kondensiert zu Wolken. So nimmt unsere kleine Märchenstory ein unerwartetes und ganz reales Ende.
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