Wir tuckern flussaufwärts auf dem Subayang River zum Ausgangspunkt unseres Dschungelmarschs. Straßen gibt es hier keine, alle Menschen und Güter werden auf dem Fluss transportiert.
Expeditionsleiterin (blaues T-Shirt) Ida brieft das Biosphere Freiwilligen-Team für den Tag.
Am Morgen der ersten Dschungelexkursion. Bevor ich meine Schuhe anziehe, klopfe ich sie sicherheitshalber aus. Bissige Insekten könnten sich darin heimisch gemacht haben. Diese Spinne läuft mir über meine Finger und bezieht Kampfstellung.
Subayang River: Am Ausgangspunkt unsere Dschungelexkursion angekommen, geht es watend durch Bäche und Gräben in den Dschungel, manchmal in Bauchnabeltiefe.
Ida vermisst die Spur eines Sunda-Nebelparders. Ein wunderschönes Tier, einem Leoparden ähnlich, die Fellzeichnung aber mit wolkenartigen Flecken. Und viel zu selten: schon seit 2008 klebt er auf der roten Liste der gefährdeten Arten.
Während eines Erfrischungbads im Fluss, lauert ein Tier eingebuddelt im Grund. Und schnappt zu. Weichschildkröten besitzen scharfe Schnäbel und sind Fleischfresser. Es sieht schlimmer aus als es ist: mit einem Verband kann ich weiterlaufen.
Bei der Dschungeldurchquerung dienen uns umgestürzte Bäume als natürliche Brücken.
Katja befestigt eine Kamerafalle und sichert sie mit einem Schloss gegen Langfinger.
Im WWF Headquarter unterrichtet Peter Schulkinder über die Notlage des Sumatra Tigers. Einst lebten auf den Nachbarinseln Java und Bali eigene Tiger-Unterarten. Der Java-Tiger gilt seit 2003 als ausgestorben, der Bali-Tiger seit Anfang der 1940er Jahr.
Zum Biosphere Expeditions Programm gehört auch ein Besuch von Schulkindern in der WWF Forschungsstation. Hier müssen die Kinder möglichst schnell ein Land auf dem Globus ausfindig machen.
Ein WWF-Boot bringt zwei Lehrerinnen und mich zum letzten Dorf vor der Quelle des Flusses. Das Boot setzt ständig auf und dieser Mann hievt uns immer wieder über die flachen Stellen. Ein Knochenjob.
Diese Dorfkinder lieben es, mich beim Fotografieren zu imitieren.
Mitten im Dorf: Kein Handy, keine Playstation, nichts dergleichen: Nur lebendiges, freundvolles, manchmal herrlich verträumtes Spiel.
Dieser kleine Langschwanz-Makake ist das Spielzeug eines Jungen. Seine Mutter hat ihn von einem Bauern abgekauft, der ihn - wie er sagt - verlassen in einem Feld gefunden hat.
In diesem abgelegenen Dorf kurz vor der Quelle Subayang River steht ein sogenanntes Ahnenhaus, erbaut in den 1920er Jahren. Diese unbewohnten, baufälligen Häuser werden nicht abgerissen. Bei den Dorfbewohnern heißt es, es sei das Zuhause der Geister ihrer Vorväter.
Es ist stockfinster als die ersten Frauen den Raum betreten. Eben waren sie noch zum Freitagsgebet in der Moschee. WWF-Lehrerin Antika unterrichtet Lesen und Schreiben. Für viele Frauen ist dies die erste Schule, die sie in ihrem Leben besuchen. Jede Frau im Sitzkreis liest das ABC vom Whiteboard ab, ihre Blätter füllen sie mit selbstgeschriebenen Buchstaben, viele Kinder schauen zu, einige helfen ihren Müttern und Großmüttern. Und es wird viel gelacht. Zum Schluss der Unterrichtsstunde wird reihum eine Jäger-Tiger-Geschichte gelesen, in dem sich der Tiger als Held entpuppt. So merzt man archaische Feindbilder aus.
Diese natürliche Freude ist so ansteckend - ich kann vor Grinsen kaum Fotografieren. Mir steigen Tränen in die Augen.
Diese natürliche Freude ist so ansteckend - ich kann vor Grinsen kaum Fotografieren. Mir steigen Tränen in die Augen.
Der WWF erlaubt mir die Begleitung einer Tiger Protection Patrouille durch den Dschungel - zusammen mit den Rangern Siid, Dede Apriadi, Atan Marzuni und Masrizal.
Mehrere TPU Busch-Teams, bestehend aus je vier Wildhütern, durchkämmen ständig das riesige Areal. Ihre ständige Präsenz schreckt Wilderer ab, sie sammeln Daten über den Lebensraum der Tiger und zerstören illegale Fallen. Allein 2015 beseitigen die Ranger über 100 Drahtschlingen.
Wir entdecken Tapirspuren, Bärenkratzer und viele illegal gefällte Baumstämme. Alles wird akribisch auf Datenblättern dokumentiert. „Wie stehen denn die Chancen auf einen Tiger?“, möchte ich wissen. Heiteres Kopfschütteln bei den Rangern. „Seit 2004 gibt es die TPU.“, antwortet Atan ‚ „Nur viermal wurde ein Tiger gesichtet.“
Spätnachmittags erreichen wir einen größeren Fluss. Atan und Masrizal gehen vor, um den Zeltplatz zu inspizieren. Nach ein paar Minuten sind sie zurück. Aufgeregte Worte auf Bahasa, der Hauptsprache Indonesiens, gehen hin und her. Nuri wendet sich mir zu: „Wir können da oben nicht zelten. Im Wasser liegt ein 7 Meter langer Phython.“
Einsatzbesprechung vor der Patrouille durch den Dschungel.
Spätnachmittags erreichen wir einen größeren Fluss. „Nur noch ein paar Minuten flussaufwärts liegt ein Wasserfall, da schlagen wir unsere Zelte auf.“ informiert Siid. Zwei Ranger gehen vor, um den Zeltplatz zu inspizieren. Nach ein paar Minuten sind sie zurück. Aufgeregte Worte auf Bahasa, der Hauptsprache Indonesiens, gehen hin und her. Siid wendet sich mir zu: „Wir können da oben nicht zelten. Im Wasser liegt ein 7 Meter langer Phython.“
Ich nutze eine kurze Regenpause, um meine Drohne zu starten. Vorsichtig lotse ich sie an den mächtigen Baumgipfeln vorbei. Dann zeigt mein Handybildschirm das Blickfeld der Drohnenkamera: Endlose Wälder, betupft mit Wolken, durchzogen von Regenvorhängen. Unverändert seit Jahrtausenden.
Ein unbekannter Käfer.
Eine unbekannte Raupe.